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Symposium Alte Sprachen in Neuzeit und Moderne 10. November 2023

Abstracts, Präsentationen, Links

Robert Zydenbos (LMU, München) Sanskrit in der Neuzeit zwischen Tradition und Moderne

Abstract: Seit etwa 3500 Jahren ist das Sanskrit im indischen Kulturraum nicht nur die mit Abstand dominante klassische Sprache der Gelehrsamkeit, sondern wurde für wortwörtlich alle möglichen Zwecke benutzt – und ist heute noch immer eine von vielen Tausenden Menschen in Indien aktiv benutzte Sprache: im Druck, im Rundfunk und Fernsehen, und auch in Gesprächen unter traditionalistischen Gelehrten. Wichtig für diese Beständigkeit ist die endgültige grammatische Standardisierung, die das Sanskrit vor etwa 2500 Jahren erhielt und die bis heute in keiner anderen indischen Sprache erreicht wurde. Allerdings droht die alte „Sprache der Götter“ des Hinduismus, die bisher in allen gelehrteren Teilen der indischen Gesellschaft benutzt wurde, in neuester Zeit in der Vorstellung vieler Inder zu einer Sprache religiöser Fundamentalisten zu werden. Im Vortrag werden Beispiele der heutigen Verwendung des Sanskrits und auch stilistische Besonderheiten des modernen Sanskrits besprochen.

 Präsentation

Johann Ramminger (Centre for Danish Neo-Latin, Kopenhagen): Hapax Legomena des klassischen Lateins als inter-textuelle Markierungen im Latein der Frühen Neuzeit

Abstract: In der lateinischen Literatur der Antike gibt es zahlreiche Hapax Legomena (HL), d.h. Wörter, die in den uns bekannten Texten nur einmal bezeugt sind. Einzeln betrachtet sind sie - eben auf Grund ihrer Seltenheit – kaum typisch für den Stil eines Autors. Es ist eines der widersprüchlichsten Charakteristika des Lateins der Frühen Neuzeit, dass sie gerne als intertextuelle Markierungen verwendet wurden, um neulateinische Texte imitativ mit denen des klassischen Lateins zu verbinden. Die wiederaufgenommenen HL stammen vorzugsweise aus Autoren mit hohem Prestige, meistens aus solchen im selben Genre. Da diese Autoren auch den potentiellen Lesern bekannt waren, wurden die HL zuverlässig zugeordnet, und konnten so das Prestige der Quelle auf den Zieltext übertragen. Eine Voraussetzung ist, dass die Bedeutung – trotz der Seltenheit des Worts – klar war; dadurch war eine mehr oder weniger raffinierte Variation des originalen Kontexts möglich. In zahlreichen Fällen erfahren HL – obwohl ihrer Definition nach selten – im Latein der Frühen Neuzeit eine weite Verbreitung; dies schwächte die Verbindung zum Quelltext, die durch kontextuelle Parallelisierung gesichert werden konnte. In den diskutierten Beispielen erhielten die späteren Texte – ohne dass die Aussage des neuen Textes durch den Bezug auf den früheren beeinflusst wurde – generell den erstrebenswerten Glanz des klassischen Stils.

Präsentation

Thomas Krefeld (LMU, München) Toponomastische Kontinuität in Bayern (und in der Romania Submersa)

Siehe

Thomas Krefeld (2023): Toponomastische Kontinuität in Bayern (und in der Romania Submersa), Version 1 (10.11.2023, 13:09). In: Korpus im Text, Serie A, 111529

Thomas Krefeld (2023): Spätantik-frühmittelalterliche Kontinuität in der Toponymie der Romania Submersa. Korpus im Text, Band 12. Version 7 (05.07.2023, 09:12)

Thomas Krefeld (2020): Polystratale und monostratale Toponomastik – am Beispiel der Romania Submersa und der Insel La Réunion, Version 6 (16.08.2020, 14:01). In: Korpus im Text, Serie A, 54338

Andreas Kaplony (LMU, München) The Resilience of Ambiguous Imperial Writing (or: Why a Late Antique Language like Arabic Today Blossoms More Than Ever)

Abstract: Als einzige der spätantiken Sprachen ist Arabisch in seiner spätantiken Form, abgesehen von lexikalischen Erweiterungen, heute Nationalsprache und transnationale Sprache von über zwanzig Staaten und eine der globalen Verkehrssprachen. Dieser erstaunliche Befund ist mit drei distinkten Merkmalen des Arabischen zu erklären: (1) mit der Polyzentrität der arabischen Sprache der vorislamischen Stämme (vor 600), der Reichsverwaltung (ab 650), als Koine der Islamischen Welt (ab 800) und als Sprache des doppelten arabischen Nationalismus (ab 1850), (2) mit dem Nebeneinander von Hochsprache und Dialekten und (3) mit der Ambiguität der arabischen Schrift.

Elke Ronneberger–Sibold (KU Eichstätt) Latein und Griechisch in deutschen Markennamen

Abstract: Lux, Kaloderma, Pyramidon usw.: Ein Bereich, in dem uns viele lateinische und griechische Elemente im Alltag begegnen, sind Warennamen, insbesondere zur Bezeichnung von chemischen Produkten wie Pharmazeutika, Reinigungs- und Körperpflegemitteln. Hauptaufgaben der klassischen Sprachen in solchen Namen sind einerseits für Fachleute das Vermitteln von Informationen über das Produkt, andererseits für Laien das Erzeugen eines wissenschaftlichen Flairs, das die Seriosität und Wirksamkeit der Produkte unterstreichen soll.
Das Material für diesen Vortrag wurde im Rahmen eines Projekts über die Geschichte der deutschen Markennamen aus ausgewählten Bänden des Markenblatts (früher Warenzeichenblatt) entnommen. In diesem Periodikum werden seit 1894 alle neu gesicherten deutschen Markennamen veröffentlicht. Im Mittelpunkt des Vortrags sollen zunächst die morphologische Struktur der Namen mit lateinischen und/oder griechischen Elementen stehen, danach an einem Beispiel die Veränderung der bevorzugten Bildungstypen in Abhängigkeit von den großen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Laufe des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts.
In morphologischer Hinsicht reichen die Namen von echten lateinischen oder griechischen Zitatformen (z.B. Nivea, lat. ‚die Schneeweiße‘ nach der Farbe der Creme) bis zu völlig undurchsichtigen Schöpfungen wie Jehogal, eine akronymische Kürzung aus Jehn & Hoffmann, Gößnitz, Kr. Altenburg, die nur durch ihre Lautgestalt typischen deutschen Lehnwörtern aus dem Lateinischen ähneln. Zwischen diesen beiden Polen gibt es viele weitere Typen wie etwa neoklassische Bildungen (z.B. Kaloderma) und teiltransparente Schöpfungen wie Cresolimentum ← Cresol x Olimentum. Auch viele hybride Bildungen und Schöpfungen sind anzutreffen (z.B. Euwellin, ein Dauerwellenmittel).
In diachroner Hinsicht überwog bei weitem der völlig undurchsichtige pseudolateinische Typ von Jehogal. Deutschsprachige Anspielungen auf die herrschende Ideologie, die man aus heutiger Sicht eher erwartet hätte, hatte sich nämlich Joseph Goebbels für die offizielle Propaganda reserviert. Mit einem Namen, der inhaltlich gar nichts aussagte und nur „wissenschaftlich“ wirkte, gingen die Unternehmen das kleinstmögliche Risiko in einer Situation ein, in der ein falsches Wort verheerende Konsequenzen haben konnte. Insofern lässt sich die Bevorzugung von opaken Pseudolatinismen als eine Art Flucht in die linguistische Dunkelheit interpretieren. In jüngerer Zeit nehmen im Zuge der Globalisierung universell interpretierbare Bildungen mit Konfixen aus lateinischen und griechischen Wörtern wie med, tec, therm usw. zu, oft verbunden mit englischen Basen, z.B. Brainomed ‚Medizin für das Gehirn‘ (neben Cerebramed). Vermutlich ist die ursprüngliche Herkunft solcher Konfixe aus den klassischen Sprachen vielen Sprachbenutzern und -benutzerinnen nicht mehr bewusst.

Präsentation

Jürgen Fuchsbauer (Universität Innsbruck) Zur Kodifikation des Kirchenslavischen im 16./17. Jahrhundert und zu ihrem Einfluss auf die modernen slavischen Sprachen

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