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Sprachkontakt - Kontakt der Kulturen

Vorlesungsreihe des ZhS, Mo 18.15 bis ca. 19.30 Uhr, Universitätshauptgebäude, Hörsaal A 240

Beginn: 17.11.08

Die Vorlesungen wurden gefilmt und können über die Unterrichtsmitschau nachträglich verfolgt werden.

 

Lehnwörter verraten manches über die Beziehungen der beteiligten Kulturen. Welche Rolle die Slaven auf dem Balkan für das ost- und weströmische Reich spielten, deutet sich im mittellateinischen Wort sclavus an. Und das litauische Wort für den Pfarrer, kùnigas, entlehnt aus einer älteren Form von deutsch König, beleuchtet die Art und Weise, wie der Deutsche Orden in Osteuropa vorgegangen ist. Oft sind die Verhältnisse historisch nicht mehr greifbar. Dann sind die sprachlichen Fossilien die einzigen verbleibenden Zeugen verschollener kultureller Verhältnisse.

Sprachkontakt ist nicht nur der Spiegel von Kulturkontakten. Häufig wird er selbst als kulturelles Phänomen wahrgenommen – dann bangt eine Sprachgemeinschaft um ihre Identität, oder sie ist stolz auf die Integration von Fremdem. Dabei ist die Gleichung 'Sprachgemeinschaft = Kulturgemeinschaft' überhaupt nicht selbstverständlich. Oft ist sie Produkt staatlichen Wirkens. Im Rahmen einer 'Verstaatlichung von Sprache' kann die Bewertung von Sprachkontakt auch als kulturpolitisches Instrument der Integration (positive Verstärkung) oder (im Falle einer Nichtbefolgung) der Repression genutzt werden.  –

Die Vorlesungsreihe findet unter dem Dach des 2002 gegründeten Zentrums historische Sprachwissenschaften statt. Das Zentrum vereinigt eine Vielzahl von philologischen und linguistischen Fächern. Viele dieser Fächer wie etwa die Indologie, Indogermanistik, Finnougristik sind nach Ausstattung und Mitteln zwar vergleichsweise kleiner, beinhalten aber riesige geographische Räume und bevölkerungsstarke Gebiete. In historischer Perspektive kommen sprachliche Kulturgemeinschaften mit hinzu, die in der Kulturgeschichte der Menschheit eine Schlüsselposition einnehmen, wie zum Beispiel Griechenland und Vorderasien.

Programm

17.11. 2008 Begrüßung durch Vizepräsident Prof. Dr. Hans van Ess. Danach Eröffnung der Vorlesungsreihe durch Prof. Anthony Rowley: Lehnwörter im Bairischen: Spiegel der Kulturkontakte.

24.11. 2008 Thomas Krefeld: Ethnogese, Glottogenese und Akkulturation. Über einen Komplex der rumänischen Sprachgeschichtsschreibung.

1.12. 2008 Ulrich Schweier: »Mentaler Sprachkontakt«: Ein Modell für die russisch-kirchenslavische Diglossie.

8.12. 2008 Olav Hackstein: Neue Homerische Fragen: Mykenisch-Anatolische Sprachkontakte im 2. Jahrtausend v. Chr.

15.12. 2008 Anna Widmer: Mal gut – mal böse. Integration fremder Konzepte in den finnisch-ugrischen Sprachen.

12.1. 2008 Bardhyl Demiraj: sclavus "Slave" im Albanischen. Sprach- und Kulturkontakt im Spiegel der Geschichte eines Ethnikons.

26.1. 2009 Wolfgang Schulze: Zwischen Sprachkontakt und sprachlicher Segregation: Ethnizität, kulturelle Harmonisierung und Kulturkonflikte in Aserbaidschan.

2.2. 2009 Hans Sauer: Kelten, Römer, Wikinger, Normannen: sprachliche und kulturelle Einflüsse auf das Englische.